Welche Probleme gibt es gerade im Recruiting-Prozess?
Eine aktuelle Studie von Stepstone (2021) mit 1.142 Befragten hat ergeben, dass die meisten Bewerber:innen keine guten Erfahrungen mit Bewerbungsprozess gemacht haben. Insgesamt haben sie in den letzten drei Bewerbungsverfahren nur eine durchschnittliche Bewertung von 4 von 10 Punkten vergeben. Das muss doch so nicht sein!
Die Jobanwärter:innen wurden danach befragt, was sie am meisten stört und was sie von Unternehmen erwarten. Wenn Unternehmen die folgenden fünf "Todsünden" vermeiden, können sie sich von anderen abheben und einen starken Wettbewerbsvorteil erzielen.
Problem 1: Funkstille und fehlender Austausch
Ein großer Frustrationsfaktor für Bewerber:innen ist das Fehlen von Kommunikation während des Bewerbungsprozesses. Viele erfahren erst nach Wochen oder Monaten, dass sie für die ausgeschriebene Stelle nicht ausgewählt wurden oder hören gar nichts von dem Unternehmen. Fast 60 % der Stepstone-Studienteilnehmer sagen, dass sie das am meisten stört.
Dies führt zu Unsicherheit und Frustration, da Bewerber:innen Zeit und Mühe investieren, um eine Bewerbung zu erstellen und sich auf die Stelle vorzubereiten. Unternehmen sollten daher eine klare und schnelle Kommunikation aufrechterhalten und regelmäßig über den aktuellen Stand informieren.
Schulmeister HR-Hack: Eigenen Prozess optimieren
Nur wenn Ihr eigener Recruitingprozess definiert und optimiert ist, wird die Experience für Bewerber:innen positiv ablaufen. Stellen Sie sich also folgende Fragen:
- Wie sieht Ihr Bewerbungsprozess intern aus?
- Verwenden Sie die richtigen Tools?
- Gehen Sie Umwege oder haben Sie Zwischenschritte, die den Prozess verlangsamen?
- Arbeiten Sie mit Wiedervorlagen und Follow-ups?
- Ist ihr HR-Team gut geschult und alle sind am neusten Stand?
Problem 2: Komplizierter Bewerbungsprozess & fehlende Transparenz
Ein klarer und transparenter Bewerbungsprozess ist das A und O. Denn je einfacher dieser definiert ist, desto größer ist auch die Chance, dass Bewerber:innen am Ende eine Stelle annehmen – das sagen 86 % der Befragten innerhalb der Stepstone-Studie.
Es ist oft hilfreich, wenn der Recruitingprozess von Anfang an transparent gestaltet wird. Hierzu gehört beispielsweise, dass das Unternehmen angibt, wie viele Bewerbungsrunden es geben wird und wie lange Bewerber:innen auf eine Rückmeldung warten müssen. Leider scheint es hier Nachholbedarf zu geben: Laut der Stepstone-Umfrage vergaben immerhin 25% der Befragten lediglich die Note 4 in Bezug auf die Transparenz von Unternehmen hinsichtlich des Ablaufs, der Dauer und Entscheidungsfindung.
Ein weiteres Problem ist, dass Bewerberinnen oft nicht wissen, wer für den Bewerbungsprozess zuständig ist und wer ihre Ansprechpartner sind. Auch in diesem Punkt gibt es oft Verbesserungsbedarf, um Bewerber:innen das Gefühl zu geben, dass sie in einem offenen und vertrauensvollen Austausch mit den Unternehmen stehen.
Schulmeister HR-Hack: Klarheit schaffen
Potentielle Kandidat:innen sollten immer wissen, was sie erwartet und wie der Prozess abläuft.
Ergänzen Sie Ihre Karriereseite auf der Homepage um eine Prozessgrafik oder einen detaillierten Zeitplan mit den einzelnen Schritten. Zudem fühlen sich Bewerber:innen besser aufgehoben, wenn Sie im Inserat eine klare Kontaktstelle für Rückfragen und Informationen anführen.
PS: Wir selbst machen das auch so ;) In unseren Darstellungen zum Bewerbungsprozess sehen Sie, wie so etwas aufgebaut sein kann.
Problem 3: Stellenanzeigen ohne Aussagekraft
Eine Stellenanzeige sollte informieren und neugierig machen. Doch leider ist das oft nicht der Fall. Viele Stellenanzeigen sind nicht nur zu allgemein gehalten, oftmals fehlen die wichtigsten Informationen. Teilzeit oder Vollzeit? Welches Gehalt ist vorgesehen? Hier steht gar nichts zum Thema Home-Office.
Das führt dazu, dass sich potentielle neue Mitarbeiter:innen nicht angesprochen fühlen und sich nicht bewerben. Jobsuchende wollen nicht nur eine reine Beschreibung der Tätigkeiten und Anforderungen im Job, sondern auch möglichst viele Informationen über den potenziellen Arbeitgeber.
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Neben den Arbeitszeiten (63%) interessieren sich Bewerber:innen besonders für Regelungen zum Homeoffice und flexiblen Arbeitsmodellen (48%).
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Laut der Stepstone-Umfrage wünschen sich drei von vier Befragten Informationen zum Gehalt bereits in Stellenanzeigen. Ganze 96 % der Befragten sagen sogar, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, sich zu bewerben, wenn eine Gehaltsangabe gemacht wird.
Schulmeister HR-Hack: Tabuthema realistische Gehaltsangabe
Die wohl wichtigste Information ist nach wie vor die Gehaltsangabe. Wir wissen, wie kritisch das Thema ist.
- Einige Unternehmen befürchten, dass sie durch die Angabe des Gehalts möglicherweise Kandidat:innen anziehen, die bereits eine höhere Gehaltserwartung haben.
- Unternehmen möchten oft einen gewissen Verhandlungsspielraum behalten, wenn es um das Gehalt geht.
- Einige Unternehmen sind der Meinung, dass die Angabe des Gehalts die Transparenz des Unternehmens untergraben könnte. Insbesondere wenn das Unternehmen in einer Branche tätig ist, in der hohe Gehälter eher die Ausnahme als die Regel sind.
Wir raten unseren Kunden: Geben Sie wenn möglich ein realistisches Gehalt an!
Dadurch unterscheidet sich nicht nur Ihr Stelleninserat von anderen, Sie schaffen auch Vertrauen und Transparenz. Außerdem können Bewerber:innen schnell entscheiden, ob die Stelle in ihr Gehaltsbudget passt oder nicht. Das spart Zeit, für beide Seiten.
Bei der Darstellung des Gehalts können Unternehmen kreativ werden:
Befragte Bewerber:innen finden detaillierte Gehaltsspannen (89%) oder die Angabe eines Durchschnittsgehalts (82%) besonders ansprechend.
Vermeiden Sie gängige Formulierungen wie „überdurchschnittliches Gehalt“, da diese Information für viele einfach nicht konkret genug ist.
*Auch wir geben Gehaltsspannen in unseren Inseraten an.
Problem 4: Kein Feedback nach der Bewerbung
Der Lebenslauf ist aktualisiert, die Zeugnisse sind vollständig und endlich sitzt auch das Motivationsschreiben. Der „Jetzt-bewerben-Button“ wird gedrückt.
Und dann? Für viele Bewerber:innen heißt es warten, und warten und warten. müssen warten - oft sehr lange - und manchmal sogar vergeblich. In vielen Fällen kommt keine Rückmeldung auf die Bewerbung. Fast 60 % sagen, dass das besonders frustrierend sei.
Ein weiteres Problem ist das fehlende Feedback nach dem Vorstellungsgespräch. Viele möchten gerne wissen, wie sie sich im Gespräch geschlagen haben und ob es noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Doch oft hören sie nichts mehr von dem Unternehmen. Unternehmen sollten daher darauf achten, nach dem Gespräch ein kurzes Feedback zu geben.
Schulmeister HR-Hack: Ein kurzes Gespräch ist besser als kein Gespräch.
Auch wenn der oder die Kandidat:in vielleicht nicht alle Anforderungen erfüllt, geben Sie ihm oder ihr trotzdem die Chance, sich vorzustellen. Die fehlende Vorerfahrung kann oft durch eine entsprechende Einarbeitung und Schulung kompensiert werden. Und die selbst eingeschätzten A2 Englischkenntnisse entpuppen sich doch als C1 fachkundige Sprachkenntnisse.
Koordinieren Sie unkomplizierte „30-Minuten-Kennenlerngespräche“ via Teams – so machen wir das auch. Dadurch halten Sie Ihren internen Zeitaufwand gering und können die potenziellen Kandidat:innen trotzdem kennenlernen.
Problem 5: Unpersönlichkeit & fehlende Individualisierung
Bewerbungsformulare, Automatisierungen und standardisierte Absagetexte machen das Leben eines/ einer jeden HR-Managers/in leichter – auch unseres. Doch die Unpersönlichkeit und fehlende Individualisierung ist eine weitere frustrierende Hürde in Bewerbungsprozessen. Es gibt viele Bewerber:innen, die sich eine persönlichere und transparentere Kommunikation wünschen. 30 % der Befragten haben den Eindruck, dass Unternehmen sich nicht ausreichend Zeit nehmen, um Kandidat:innen richtig kennenzulernen und ihnen die Chance zu geben, sich zu präsentieren.
Schulmeister HR-Hack: Je digitaler, desto menschlicher
Vergessen Sie bei all den Automatismen und Standarisierungen nicht die Komponente „Mensch“. Jede Jobsuche hat eine enorme Auswirkung auf das gesamte persönliche Leben. Versetzen Sie sich kurz in den oder die Bewerber:in hinein oder denken Sie an Ihre letzte Jobsuche zurück…
- Wie nervös ist man am Anfang seiner Karriere vor Interviews?
- Wie oft hat man die Hälfte der Dinge nicht gesagt, die man sich vorher eigentlich aufgeschrieben hat und erwähnen wollte?
- Wie dankbar ist man für konstruktives Feedback von erfahrenen Fachkräften?
- Wie gut tut es zu wissen, was einen erwartet und woran man ist?
Nehmen Sie sich Zeit, schreiben Sie diese individuelle Absage und reagieren Sie auf Nachfragen von Bewerber:innen.