Was ist Private Equity und wie funktioniert es?
Private Equity bezieht sich auf Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen. Bei einer Private Equity Übernahme erwerben Investmentgesellschaften, sogenannte Private Equity Firmen, Anteile an einem Unternehmen, mit dem Ziel, dessen Wert zu steigern und die Unternehmensanteile mittelfristig mit Gewinn zu veräußern. Private Equity Firmen nutzen dabei verschiedene Strategien, wie operative Verbesserungen, Kostensenkungen und strategische Neuausrichtungen, um das Wachstum des Unternehmens zu fördern. Dieser Prozess kann erhebliche Auswirkungen auf das Management und die Belegschaft des übernommenen Unternehmens haben, da oft tiefgreifende Veränderungen vorgenommen werden, um die Rentabilität zu erhöhen. Letztlich zielt eine Private Equity Übernahme darauf ab, das Unternehmen nach einer bestimmten Halteperiode entweder über einen Börsengang oder den Verkauf an einen strategischen Käufer gewinnbringend zu veräußern.
Im BWL-Lexikon der Munich Business School wird der Begriff Private Equity ausführlich erklärt.
Warum ist Private Equity für KMUs attraktiv?
- Kapitalbeschaffung: Private Equity bietet KMUs schnell und relativ unkompliziert Zugang zu Kapital. Aufgrund der angestrebten Wertsteigerung sind PE-Gesellschaften oft bereit, erhebliche Summen zu investieren.
- Expertise und Netzwerk: PE-Gesellschaften bringen oft ein umfangreiches Netzwerk und Fachwissen mit, die das Wachstum und die Effizienz eines Unternehmens erheblich steigern können.
- Wertsteigerung: Private Equity Übernahmen sind oft darauf ausgerichtet, das Wachstum und die Wertsteigerung des Zielunternehmens zu fördern. KMUs profitieren stark von der steigenden Rentabilität des Unternehmens.
Welche Risiken und Nachteile birgt die Private Equity Finanzierung?
- Kontrollverlust: Eine der größten Bedenken bei PE-Übernahmen ist der Verlust der Managementkontrolle. PE-Gesellschaften verlangen in der Regel signifikante Einflussnahme und Entscheidungsbefugnisse, was zu Konflikten und erheblichem Kontrollverlust führen kann.
- Gewinnorientierung: PE-Investoren haben oft einen klaren Exit-Plan und sind stark auf Wertsteigerungen fokussiert. Dies kann den Leistungsdruck auf das Unternehmen, das Management und die Mitarbeiter:innen erhöhen.
- Kulturelle Anpassungen: Die Übernahme durch eine PE-Gesellschaft kann zu kulturellen Spannungen führen, insbesondere wenn aggressive Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet werden.
Die Private Equity Finanzierung im Vergleich zu anderen Finanzierungsformen
- Bankkredite: Traditionelle Bankkredite sind oft schwer zu erhalten und mit strengen Auflagen verbunden. Sie bieten jedoch den Vorteil, dass die Kontrolle beim Unternehmer bleibt. Allerdings sind sie in der Regel mit festen Rückzahlungsplänen und Zinsen verbunden, die die Liquidität belasten können.
- Börsengang (IPO): Der Gang an die Börse kann erhebliche Kapitalmengen mobilisieren und bietet den Vorteil einer breiten Investorenbasis. Allerdings ist der Prozess kostspielig, zeitaufwendig und mit umfangreichen regulatorischen Anforderungen verbunden. Zudem bleibt das Unternehmen öffentlich und somit unter ständiger Beobachtung.
- Venture Capital (VC): Ähnlich wie PE bietet VC Kapital und Expertise, richtet sich jedoch eher an junge, wachstumsstarke Start-ups. VC-Investoren sind oft risikofreudiger, verlangen jedoch ebenfalls signifikante Mitspracherechte und Anteile.
- Mezzanine-Kapital: Diese hybride Finanzierungsform kombiniert Elemente von Eigen- und Fremdkapital und bietet flexible Rückzahlungsstrukturen. Es ist weniger invasiv als PE, jedoch oft teurer in den Zins- und Renditeanforderungen.
Private Equity vs. Venture Capital
Während sich Venture Capital auf junge Unternehmen in der Anfangsphase konzentriert, die noch an der Entwicklung ihrer Produkte und der Markterprobung arbeiten (z.B. Start-ups), zielt Private Equity auf etabliertere Unternehmen ab (z.B. KMUs).
Venture Capital Investitionen werden typischerweise in Start-ups getätigt. Diese Unternehmen benötigen dringend Kapital, da sie oft noch keine Gewinne erzielen und die anfänglichen Finanzierungsmittel bereits aufgebraucht sind. Investoren sind bereit, höhere Risiken einzugehen, da das Potenzial für eine hohe Rendite besteht, wenn das Unternehmen erfolgreich wird.
Im Gegensatz dazu investiert Private Equity in Unternehmen, die sich bereits in einer fortgeschrittenen Entwicklungsphase befinden. Diese Unternehmen haben bewiesen, dass ihr Geschäftsmodell funktioniert, und benötigen Kapital für Expansion, Restrukturierung oder Übernahmen. Häufig handelt es sich dabei um mittelständische Unternehmen oder Konzernabspaltungen.
Für welche Unternehmen ist Private Equity die richtige Finanzierungsform?
Ein Private Equity Investor kann in bestimmten Situationen eine wertvolle Unterstützung sein. Zum Beispiel, wenn ein Unternehmen expandieren möchte, aber nicht über die notwendigen Mittel verfügt. Größere Anschaffungen wie Maschinen oder Gewerbeimmobilien erfordern oft Investitionen, die über die regulären Einnahmen hinausgehen. In solchen Fällen kann ein Finanzinvestor helfen, indem er Kapital bereitstellt, wobei die Unternehmen im Gegenzug Firmenanteile und teilweise ihre Entscheidungsfreiheit abgeben müssen.
Auch bei finanziellen Problemen, kann ein PE-Investor sinnvoll sein. Wenn ein Konkurs droht, kann die Finanzierung durch einen Investor entscheidend sein, um bestehende Schulden zu begleichen und Insolvenz abzuwenden. Um langfristig wieder finanzielle Stabilität zu erlangen, ist oft eine umfassende Restrukturierung nötig. Hierbei können Maßnahmen wie Personalanpassungen, die Optimierung von Geschäftsprozessen und die strategische Neuausrichtung erforderlich sein. Bei all diesen Schritten steht der Investor nicht nur finanziell, sondern auch mit seiner Expertise zur Seite. Viele Private Equity Firmen bringen jahrzehntelange Erfahrung in der Unternehmenssanierung mit und können somit eine wertvolle Ressource in schwierigen Zeiten sein.
Fazit: Eine sorgfältige Abwägung und Due Diligence sind entscheidend
Für CFOs im Mittelstand ist die Entscheidung für oder gegen eine PE-Finanzierung eine der bedeutendsten strategischen Weichenstellungen. Es gilt, die Chancen des frischen Kapitals und der Expertise gegen die Risiken des Kontrollverlustes und der erhöhten Verschuldung abzuwägen. Private Equity kann einen enormen Wachstumsschub bedeuten, birgt jedoch auch die Gefahr, dass das Unternehmen seiner Identität und langfristigen Ausrichtung beraubt wird. Eine gründliche Due Diligence und ein klarer strategischer Plan sind daher unerlässlich, um den Erfolg einer PE-Übernahme zu gewährleisten.