Artikel von Hanna Reichart

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Jetzt noch schnell Bildungskarenz beantragen? – Was bedeutet die geplante Abschaffung der Bildungskarenz jetzt für Unternehmen?

Die Bildungskarenz war für viele Arbeitnehmer:innen eine attraktive Möglichkeit, um ihre beruflichen Qualifikationen zu verbessern, ohne den Arbeitsplatz aufzugeben. Doch mit der neuen Bundesregierung könnte diese Fördermaßnahme bald Geschichte sein. Die geplante Abschaffung der Bildungskarenz in Österreich hat sowohl für Arbeitnehmer:innen als auch für Unternehmen weitreichende Konsequenzen. Während Beschäftigte um ihre Fortbildungsoptionen bangen, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, alternative Möglichkeiten zur Weiterbildung von Mitarbeiter:innen zu finden. Welche Konsequenzen hätte die Abschaffung der Bildungskarenz für Unternehmen in Österreich? Welche Alternativen gibt es, um Mitarbeiter:innen weiterhin gezielt weiterzubilden? Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Punkte und gibt einen Überblick über mögliche Strategien für Unternehmen.

INHALT

Hintergrund: Was ist die Bildungskarenz?

Die Bildungskarenz wurde in Österreich eingeführt, um Arbeitnehmer:innen die Möglichkeit zu geben, sich weiterzubilden, ohne ihren Job aufgeben zu müssen. Wer mindestens sechs Monate in einem Unternehmen beschäftigt war, konnte mit Zustimmung des Arbeitgebers für bis zu zwölf Monate eine Freistellung für Weiterbildung beantragen. Während dieser Zeit zahlte das Arbeitsmarktservice (AMS) Weiterbildungsgeld in der Höhe des fiktiven Arbeitslosengeldes – für viele Beschäftigte eine finanzielle Absicherung während der Weiterbildung (Quelle: bmaw.gv.at).

Warum wird die Bildungskarenz in Österreich abgeschafft?

Doch warum soll diese bewährte Maßnahme nun abgeschafft werden? Kritiker:innen führen an, dass die Bildungskarenz zunehmend zweckentfremdet wurde. Besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten nutzten einige Unternehmen die Möglichkeit, um Mitarbeiter:innen "zwischenzuparken" und gleichzeitig Kosten zu sparen. Auch wurde immer wieder diskutiert, dass sich Arbeitnehmer:innen in Bildungskarenz theoretisch sogar im Ausland aufhalten und dabei weiterhin vom österreichischen Staat gefördert werden konnten (Quelle: Profil.at).

Mit der geplanten Abschaffung der Bildungskarenz stellt sich nun die Frage, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen in Zukunft weiterbilden können. Denn eines steht fest: Der Bedarf an Weiterbildung bleibt – besonders in einer Zeit, in der Digitalisierung, Automatisierung und neue Technologien die Arbeitswelt stark verändern.

Weiterbildung für Mitarbeiter:innen: Welche Alternativen gibt es?

Da die Bildungskarenz bald wegfallen könnte, sind Unternehmen nun gefordert, Alternativen für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter:innen anzubieten. Hier sind fünf Strategien zur Mitarbeiterweiterbildung ohne Bildungskarenz, die Unternehmen bereits heute implementieren können:

1. Bildungsteilzeit: Flexibel weiterbilden ohne komplette Freistellung

Ein möglicher Ersatz für die Bildungskarenz ist die Bildungsteilzeit. Im Gegensatz zur klassischen Bildungskarenz bleiben Arbeitnehmer:innen dabei weiterhin im Unternehmen tätig, reduzieren aber ihre Arbeitszeit, um sich nebenbei weiterzubilden. Die Differenz zum vollen Gehalt wird durch das AMS mit einem Bildungsteilzeitgeld ausgeglichen (Quelle: bmaw.gv.at).

Vorteile für Unternehmen:

  • Mitarbeiter:innen bleiben im Unternehmen und können ihr erworbenes Wissen direkt anwenden.
  • Das AMS bietet weiterhin eine finanzielle Förderung, sodass Weiterbildungskosten abgefedert werden.
  • Die flexible Gestaltung sorgt dafür, dass betriebliche Abläufe nicht gestört werden.

2. Interne Schulungsprogramme: Maßgeschneiderte Weiterbildung

Anstatt auf externe Angebote zu setzen, sollten Unternehmen verstärkt eigene Weiterbildungsprogramme entwickeln. Dies kann in Form von internen Schulungen, Mentoring-Programmen oder Workshops geschehen. Besonders in Branchen mit hohem Spezialisierungsbedarf ist dies eine effektive Lösung.

Vorteile für Unternehmen:

  • Inhalte sind genau auf die Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmt.
  • Geringere Kosten im Vergleich zu externen Fortbildungen.
  • Höhere Mitarbeiterbindung durch gezielte Förderung.

3. Kooperationen mit Universitäten und Fachhochschulen

Eine weitere Alternative zur Bildungskarenz ist die verstärkte Zusammenarbeit mit Hochschulen und Fachinstituten. Unternehmen können durch Partnerschaften praxisnahe Weiterbildungsprogramme entwickeln und so ihre Mitarbeiter:innen gezielt weiterqualifizieren.

Best Practice:
Einige Unternehmen bieten bereits firmeninterne MBA- oder Masterprogramme an, die in Kooperation mit Universitäten durchgeführt werden. Ein solches Modell stärkt nicht nur die Qualifikation der Mitarbeiter:innen, sondern positioniert das Unternehmen auch als attraktiven Arbeitgeber.

Vorteile für Unternehmen:

  • Zugang zu neuesten Forschungsergebnissen und Methoden.
  • Steigerung der Innovationskraft des Unternehmens.
  • Employer Branding: Attraktivität für Fachkräfte steigt.

4. Online-Lernplattformen: Online-Weiterbildung für maximale Flexibilität

Die Digitalisierung hat das Lernen revolutioniert. Unternehmen können heute auf eine Vielzahl von E-Learning-Plattformen zugreifen, die hochwertige Inhalte für unterschiedlichste Fachbereiche anbieten. Beispiele sind Coursera, LinkedIn Learning oder Udemy, aber auch spezialisierte Plattformen für Branchen wie IT oder Finanzen.

Vorteile für Unternehmen:

  • Mitarbeiter:innen können flexibel lernen, ohne den Arbeitsplatz zu verlassen.
  • Geringe Kosten im Vergleich zu traditionellen Schulungen.
  • Individuelle Lernpfade für unterschiedliche Karriereziele.

5. Förderung von Zertifizierungen: Offizielle Qualifikationen für Fachkräfte

Einige Branchen erfordern spezielle Zertifizierungen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Unternehmen können ihre Mitarbeiter:innen gezielt dabei unterstützen, anerkannte Zertifikate zu erwerben. Dies kann durch finanzielle Förderung, Freistellungen für Prüfungen oder unternehmensinterne Vorbereitungskurse geschehen.

Vorteile für Unternehmen:

  • Offiziell anerkannte Qualifikationen steigern die Wettbewerbsfähigkeit.
  • Mitarbeiter:innen bleiben langfristig auf dem aktuellen Wissensstand.
  • Arbeitgeber profitieren direkt von der neu erworbenen Expertise.

Fazit: Österreichische Unternehmen müssen Alternativen zur Bildungskarenz schaffen

Die drohende Abschaffung der Bildungskarenz erhöht den Druck auf Unternehmen, die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter:innen selbst in die Hand zu nehmen, bietet aber zugleich die Chance, maßgeschneiderte Qualifizierungsmaßnahmen zu entwickeln.

Während Arbeitnehmer:innen künftig nicht mehr in gewohnter Weise auf Weiterbildungsgeld vom AMS zurückgreifen können, können Unternehmen mit gezielten Maßnahmen die Qualifikation ihrer Mitarbeiter:innen weiterhin sicherstellen.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für Unternehmen, sich mit alternativen Weiterbildungsmodellen auseinanderzusetzen. Ob durch Bildungsteilzeit, interne Schulungsprogramme, Hochschulkooperationen oder digitale Lernplattformen – die Zukunft der Weiterbildung wird flexibler und individueller.

Fest steht: Weiterbildung bleibt ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Unternehmen. Wer frühzeitig neue Lösungen entwickelt, kann sich langfristig als attraktive:r Arbeitgeber:in positionieren und die Wettbewerbsfähigkeit sichern.

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