Die österreichische Arbeitskultur auf den Punkt gebracht
Österreich ist nicht nur für seine atemberaubenden Alpenlandschaften und sein reiches kulturelles Erbe bekannt, sondern auch für seine einzigartige Arbeitskultur. Diese Kultur, geprägt von Traditionen, Effizienz und einer gewissen Ernsthaftigkeit, kann für internationale Arbeitnehmer zunächst ungewohnt sein. Damit du jedoch von Anfang an auf der richtigen Seite stehst, haben wir hier 7 No-Gos zusammengetragen, die dir helfen werden, die Klippen der österreichischen Arbeitswelt geschickt zu umschiffen.
No-Go 1: Die Sache mit der Pünktlichkeit
"Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige" - dieses Sprichwort trifft in Österreich voll und ganz zu. Pünktlichkeit wird hier sehr geschätzt und gilt als Zeichen von Respekt und Verlässlichkeit. Also sorge dafür, dass du immer rechtzeitig zu Meetings, Terminen und Abgabefristen erscheinst. Sollte es doch einmal zu Verzögerungen kommen, informiere deine Kolleg:innen rechtzeitig, um deren Zeit zu respektieren.
No-Go 2: Zu lässig ist zu lasch
Die österreichische Arbeitskultur ist in vielen Branchen eher förmlich geprägt. Vor allem in traditionellen Bereichen wie Finanzen und Recht wird Wert auf eine angemessene Kleidung gelegt. Zeige also Respekt für das Unternehmen und seine Kultur, indem du dich entsprechend kleidest. Denn wie man so schön sagt: "Kleide dich für den Job, den du haben willst, nicht für den Job, den du hast".
No-Go 3: Keine Motivation für den Deutschkurs
Auch wenn Englisch in vielen Unternehmen weit verbreitet ist, ist Deutsch immer noch die dominierende Sprache in Österreich. Gute Deutschkenntnisse sind nicht nur für eine effektive Kommunikation mit Kolleg:innen wichtig, sondern zeigen auch dein Engagement für die Integration. Personen, die langfristig in Österreich leben und beruflich erfolgreich sein möchten, profitieren unheimlich, wenn sie Motivation zeigen, um die Sprache zu erlernen.
Doch Vorsicht: In Österreich ist Deutsch ≠ Deutsch. Die österreichische Sprache unterscheidet sich von der des deutschen Nachbarn in vielerlei Hinsicht. Und wir meinen hier nicht nur den österreichischen Dialekt, dessen Abweichung zum Standarddeutschen von Wien bis nach Vorarlberg kontinuierlich wächst. Es geht hier auch um lexikalische Variationen zwischen Österreich und Deutschland. Wenn du die Österreicher:innen besser verstehen willst, dann schau bei diesem Artikel vorbei: 20 überlebenswichtige Wörter auf Österreichisch
No-Go 4: Ignoranz von Titeln oder der Hierarchie
Eines musst du über Österreicher:innen wissen, bevor du hier arbeitest: Wir lieben unsere Titel. Vergiss daher niemals, eine:n Geschäftspartner:in ohne seine/ihre Titel anzusprechen - vor allem im schriftlichen Verkehr oder in offiziellen Dokumenten. Während man international den BA, MA, MSC etc. hinter den Namen stellt und in der Anrede komplett darauf verzichtet, kommt es in Österreich nicht selten vor, dass ein Brief an Herrn Dr. Ing. Mag. (FH) Peter Müller adressiert ist.
Auch Hierarchien sind branchenabhängig in vielen österreichischen Unternehmen nach wie vor präsent. Respekt gegenüber Personen in Führungspositionen und das Vermeiden von öffentlichen Herausforderungen ihrer Entscheidungen sind entscheidend, um positive Beziehungen zu deinen Kolleg:innen aufzubauen und in keine Fettnäpfchen zu treten.
Wer ist im Lead für bestimmte Themen? Wer kann welche Freigaben erteilen? Wer reportet an wen? Denke daran, dass Verantwortungen in verschiedenen Unternehmen und Branchen unterschiedlich ausgeprägt sein können. Beobachte daher zu Beginn deiner Tätigkeit genau, wie die Hierarchie in deinem Unternehmen funktioniert und orientiere dich an den Verhaltensweisen deiner Kolleg:innen.
No-Go 5: Unhöflichkeit? Nein, danke!
In der österreichischen Kultur wird Höflichkeit und Freundlichkeit ganz allgemein sehr geschätzt. Grobheit oder unhöfliches Verhalten wird als unangebracht angesehen und kann zu Konflikten und negativen Arbeitsbeziehungen führen. Vermeide es daher, grob, zu direkt oder gar respektlos gegenüber deinen Kollege:innen aufzutreten. Nutze stattdessen "Bitte" und "Danke" in deiner Kommunikation und unterbrich andere nicht während Meetings oder Diskussionen.
Ein guter Tipp: Vergiss nicht, zu Beginn jedes Meetings ein paar Minuten für Small Talk einzuplanen. In Österreich startet man fast nie direkt in das Thema rein, sondern fragt sein Gegenüber, wie es ihm geht, wie das Wochenende war oder tauscht sich über aktuelle Ereignisse aus. Dieser kurze Moment des Small Talks dient nicht nur dazu, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, sondern auch um eine persönlichere Verbindung zu deinen Kolleg:innen aufzubauen.
No-Go 6: Die Balance zwischen Arbeit und Privatleben vernachlässigen
Während in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Deutschland, die Anzahl der Überstunden als Karrierebeschleuniger gesehen werden, legen Österreicher auch großen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Das heißt nicht, dass harte Arbeit und Produktivität nicht geschätzt werden. Finde eine gesunde Balance zwischen Arbeit und persönlichem Leben.
Warst du schon einmal in Wien? Die wunderschöne Hauptstadt mit reicher Kultur und vielen Freizeitmöglichkeiten bietet hierfür eine perfekte Kulisse. Erfahre mehr in unserem Artikel über Wien: Wien: Wo das Leben & Arbeiten ein Genuss ist.
In Österreich gibt es zudem ein arbeitnehmer-freundliches Arbeitsrechtsystem mit zahlreichen Regelungen, Kollektivverträgen und Sozialpartnern. Das ist auch ein Grund, warum es im internationalen Verglich verhältnismäßig harmonisch zugeht und relativ wenige Streiks stattfinden.
No-Go 7: Kaffeepausen vergessen
Kaffeepausen sind ein wichtiger Bestandteil der österreichischen Arbeitskultur. Sie bieten die Möglichkeit, sich mit Kollegen zu unterhalten und außerhalb der Arbeit Beziehungen aufzubauen. Scheue dich nicht, an der Kaffeepausen-Tradition teilzunehmen und eine Pause von deinen Arbeitstätigkeiten einzulegen.